Kooperationsprojekt der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf mit der Klasse 6C im Deutschunterricht von Frau Brinkmann
Ich packe meinen Koffer…
Was wie der unbeschwerte Anfang eines bekannten Kinderspieles klingt oder für den Beginn einer wunderbaren Urlaubsreise stehen könnte, fordert Anna enorm heraus.
Entsprechend der Packanweisung ihrer Mutter muss sie sich entscheiden, was sie auf der Flucht aus Deutschland im Jahre 1933 aus ihrem Kinderzimmer mitnehmen möchte und was in einen Koffer passt. Dass es nicht ihr innig geliebtes Stofftier - ein rosa Kaninchen - geworden ist, bedauert sie später sehr.
In dem Jugendbuch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ erzählt die Autorin Judith Kerr aus der Perspektive der neunjährigen Anna von den Erlebnissen ihrer eigenen jüdischen Familie. Ihrem Vater, ein angesehener Publizist, droht nach der Machtergreifung Hitlers wegen seiner Kritik am Nationalsozialismus die Verhaftung. Deshalb verlässt die Familie ihr Berliner Zuhause, die Schule, Freunde – alles, was ihnen lieb und teuer ist, um sich in der Fremde ein neues Leben aufzubauen.
Anna muss sich in ihrem Exil an verschiedene Stationen (Zürich, Paris und London) gewöhnen und immer wieder neu einleben. Es dauert, bis sie in den neuen Sprachen denken und träumen kann. Die Familie bedeutet ihr während dieser Zeit alles: „Wenn man kein Zuhause hat, muss man zusammenbleiben. […], sonst verliert man sich […]“, sagt Anna einmal.
Besonders der familiäre Zusammenhalt ist es, den die Schüler/innen der Klasse 6C in diesen Corona-Zeiten ebenfalls zu schätzen gelernt haben und der sie sensibel gemacht hat für die Veränderungen im Leben von Anna.
Die unterrichtliche Auseinandersetzung mit dem Jugendbuch mündete in die Erstellung eines digitalen Buchprojektes über Annas Verlust der Heimat und ihrem Leben in der Fremde, bei dem die Schüler/innen trotz des Distanzlernens in Partnerarbeit kreativ zusammenarbeiten konnten. Dabei wurden − zusätzlich zu ihrer Lebensgeschichte − auch heutige Fluchtsituationen mit in den Blick genommen und erweiternd recherchiert.